Wohnen auf dem Gelände des alten Finanzamts

Auf dem Gelände des ehemaligen Finanzamts sollen Wohnungen und Büros entstehen - das wurde auf der Expo Real bekannt. Norbert Bienen ist von dem Standort überzeugt, da Büros in der Innenstadt von vielen Unternehmen gefragt sind.

Rheinische Post: Wohnen auf dem Gelände des alten Finanzamtes: Vorschau
Rheinische Post: Wohnen auf dem Gelände des alten Finanzamtes: Vorschau

Mönchengladbach. Auf der Expo Real wurden neue Bau-Projekte bekannt. Zur Strategie der Stadt gehört auch, nein zu sagen.

Das alte Finanzamt in Gladbach wird schon bald Geschichte sein. Wie gestern auf der Gewerbeimmobilen-Messe Expo Real in München bekannt wurde, sollen auf rund 6500 Quadratmetern direkt hinter dem Minto Wohnungen und Büros entstehen. Der Großteil der Fläche gehört dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB). Theoretisch kann ein Investor nur diesen Teil des Areals kaufen. Er wird ab sofort online angeboten. "Das hat allerdings wenig Sinn. Erst mit den städtischen Grundstücken dazu ist die Fläche so richtig interessant", sagt Planungsdezernent Gregor Bonin. Die Nachfrage nach diesem Filetstück mitten in der City sei schon jetzt groß, wie Wirtschaftsförderer Ulrich Schückhaus berichtet. Makler Norbert Bienen weiß um das Bemühen vieler Unternehmen, Büros in der Gladbacher Innenstadt zu mieten. "An der Stelle werden die schnell weg sein", glaubt er.

Die Stadt will wachsen. Das Tempo indes, das sich gerade abzeichnet, hat wohl keiner der Macher erahnt. Fast unterschriftsreif sind die Verträge für zwei weitere Bürobauten im Nordpark, wie Schückhaus gestern in München erklärte. Bis zu 600 weitere Arbeitsplätze würden dort entstehen. Und auch Wohnungen werden reichlich gebaut. Dornieden und Vivawest gaben in München bekannt, 48 Wohnungen an der Schlossstraße in Rheydt zu bauen. 10.000 Quadratmeter hat Vivawest in Eicken gekauft. Dort sollen rund 90 weitere Wohnungen entstehen. Architekt Burkhard Schrammen sagte gestern bei der Messe in München: "Es gibt noch einige Projekte, die in der letzten Verhandlungsphase sind." So viele Gespräche wie bei dieser Expo Real hatten die Verantwortlichen lange nicht zu führen. "Die Investoren kommen auf uns zu. Das war früher nicht so", sagt Schückhaus. Und noch etwas ist neu: Die Stadt kann Projekte ablehnen. "Qualität ist das entscheidende Kriterium. Wachstum ist kein Selbstzweck. Die Strategie ergibt nur Sinn, wenn es ein Wachstum an Qualität gibt", sagt Bonin. Eine Markthalle auf dem Kapuzinerplatz gehört weiter zu den bevorzugten Plänen. "Es gibt einige Interessenten", sagte Architekt Fritz Otten gestern in München. Eine Markthalle wäre ein hervorragend geeignetes Scharnier zwischen dem neuen Areal auf dem Maria-Hilf-Gelände und der Innenstadt, glaubt Bonin. Auch dabei sei jedoch die Qualität entscheidend. "Alleine mit Kohlköpfen werden wir die nicht hinbekommen."

Durchs Raster fällt bei den Stadtentwicklern hingegen ein Autohof mit großem Fast-Food-Betreiber auf dem Gelände der Niederrheinkaserne. Es gab Phasen in den 15 Jahren, die das Gelände an der Autobahn 52 inzwischen leer steht, in der man sich über jedwedes Angebot gefreut hätte. In München machten Schückhaus und Bonin dem Eigentümer des Grundstücks, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) deutlich, dass die Stadt an dieser Stelle keinen Autohof brauche. Bonin: "Das ist fantasielos und bringt Mönchengladbach nicht voran. Dann geben wir das Gelände im Zweifel lieber wieder der Natur zurück."

Quelle: Rheinische Post vom 06.10.2016

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